Reisebericht Camino Portugues da Costa – Unser Jakobsweg, Tag 7

27.08.2019: Tag 7, unsere fünfte Etappe von Caminha nach Viladesuso.

Heute verlassen wir Portugal.
Nach dem Frühstück laufen wir durch das Zentrum von Caminha …

… zur Anlegestelle der Fähre, die uns nach Spanien bringt.

Wir sind um zehn vor elf an der Fähr-Anlegestelle und haben Glück: Die nächste Fähre soll um elf Uhr ablegen.

Tatsächlich fährt sie dann aber erst um halb zwölf ab.
Wir fahren 15 Minuten über den Rio Minho und sind jetzt in Spanien. Zack und es ist eine Stunde später, hier ist wieder Sommerzeit 🙂

Auf der Fähre haben sich ein paar Pilger angesammelt und so laufen wir die ersten Kilometer in Spanien in einer Kolonne von acht bis zehn Pilgern. Bergauf und dann durch ein sehr schönes Waldstück.

Wir wollen gerne unser erstes spanisches Bier trinken, aber das dauert dann tatsächlich bis halb vier Uhr nachmittags, da weit und breit keine Bar zu sehen ist. Wir gehen der Hauptstraße nach, denn anscheinend ist dieser Weg etwas kürzer.

An einem Rastplatz direkt an der Hautstraße machen wir eine Pause. Zu Essen gibt es zwei Orangen und eine Nektarine, die wir vorsorglich gekauft hatten. Als wir die Pause beendet haben und weitergehen, erscheint nach ca. 50 Metern eine Bar 🙂 Die haben wir vorher nicht gesehen, schade. Jetzt wollen wir aber nicht nochmal anhalten. Das erste spanische Bier muss warten.

Wir wollen aber am Meer laufen und gehen die nächste Straße links einen Berg hinunter zum Strand. Der Strand wird zunehmend steiniger und felsiger. Nicht mehr so schöne und ausgedehnte Sandstrände, wie in Portugal.

Wir sehen zwei Pilger. Unten angekommen, kommt uns Florian „Fuck you, Camino“-Florian entgegen. Der Wegweiser zeigt in die Richtung aus der wir kommen den Berg hinauf und ich versichere ihm, hier unten kann man auch herlaufen. Hatte ich ja auf meiner Camino App gesehen, dass der Weg am Meer entlang führ. Von wegen! –
Der Pfad geht die ersten 1.000 Meter, dann wird er zu einem kleinen Trampelpfad mit Dornenbüschen links und rechts, endet schließlich und wird zur Felsküste. Na toll!
Wir gehen dennoch weiter über die Felsen, denn eigentlich ist “Land in Sicht” 🙂 und wir denken, dass hinter den Felsen der Weg weitergeht und wir so viel Zeit sparen.

Hinter uns laufen zwei Uniformierte, Polizei und Küstenwache. Also, denken wir uns, ist das doch sicher der richtige Weg, sonst würden die ja auch nicht hierher laufen. Als wir fast über die Felsen geklettert sind, holen sie uns ganz entspannt und ohne Eile ein und erklären uns, dass wir hier nicht weiter dürfen. Zu gefährlich …

Wir sollen ca. zwei Kilometer zurücklaufen und den Berg wieder rauf, wo wir Florian vorher getroffen haben. Nein, das wollen wir ganz bestimmt nicht! Zwei zurück und dann noch mal zwei Kilometer um wieder auf gleicher Höhe nur 50 Meter höher laufen zu können. Sie haben Mitleid und wollen schauen wie wir sonst laufen können. Das dauert dann 15-20 Minuten mit dem Fazit: Hier geht es nicht weiter. Wir müssen erst einmal über die Felsen zurück. Der Polizist trägt meinen Rucksack. Zum Glück :-). Das „Krackseln“ mit Rucksack über die Felsen ist nicht meins und überall liegen Scherben.

Hinter den Felsen können wir dann aber doch direkt hoch auf die Straße. Die Ginsterbüsche vor uns sollen Zeckenfrei sein. Wir wollen mal hoffen, dass er Recht behält.

Oben angekommen warten die anderen Polizisten und Vertreter der Küstenwache auf uns.
Naja, an den Außengrenzen Europas wird wohl genauer hingeschaut, wer da so an der Küste in unwegsamem Gelände so rumkraxelt 😉 Also erst einmal Pässe abgeben und wieder 20 Minuten warten. Das Warten ist doof, wir wollen weiter, aber die Männer sind super nett zu uns.

Es war aber dennoch ein tolles Erlebnis.
Beschwingt gehen wir weiter, die Guides hupen und winken uns als sie kurz darauf wieder an uns vorbei fahren und wir sind uns einig, sie hätten uns auch mitnehmen können 🙂 Aber – wir laufen! Jetzt halt oberhalb der Felsen.

Und nach einer knappen Stunde endlich ein kleiner Stand. Hier gibt es Bier.
Endlich, unser erstes spanisches Bier auf dem Camino 🙂

Und ein Dixie mit Wasser und Papier. Die Ansprüche sinken doch drastisch.

Wir sitzen lange und erzählen viel mit Florian. Er hat das gleiche Ziel für heute, sein Hostel liegt ca. 600 Meter vor unserem Hotel. Er hatte die zwei Mädels, mit denen er bisher unterwegs war, auch erst auf dem Camino kennengelernt. Eine der beiden ist noch ca. 30 Kilometer zurück, hat sich direkt am ersten Tag Blasen gelaufen in neuen Schuhen. Die zweite war zunächst direkt hinter uns, ist aber am Berg direkt dem richtigen Weg gefolgt und ist jetzt schon vor uns unterwegs. Sie war Florian an diesem Tag zu langsam und er freut sich, mit uns zu laufen und ist über unser Tempo erstaunt.

Wir erzählen ihm von unserem Shop meine-spiritualitaet.de. Er ist aus spirituellen Gründen unterwegs. Wir laufen weiter, wollen aber noch einmal Rast machen für ein Bier. Vorher lässt Ingo die Drohne nochmal aufsteigen und fängt die ganze Schönheit der Küste ein. Florian ist begeistert. Über die Bilder der Drohne und von der Technik.

In einem unscheinbaren Hinterhof verbirgt sich eine Bar. Wir treten wir ein und gelangen in einen wunderschönen Garten.

Hier können wir mit Blick auf das Meer unser Bier genießen.

Wir haben noch knapp fünf Kilometer vor uns, aber das ist nicht schlimm, wir können auch spät einchecken. Flo ruft in seiner Herberge an, damit er nachher noch rein kommt. Um halb neun abends erreichen wir unser Hotel.

Der Wäscheservice hat eigentlich schon zu, aber sie machen die Wäsche trotzdem noch für uns. Juhu 🙂

Das Restaurant im Hotel soll gut sein, wir duschen und gehen runter ins Restaurant.
Wir bestellen eine Flasche leckeren Rotwein, Wasser, Kohlsuppe für jeden und eine Paella für 2 Personen. Lecker. Aber die Preise im Vergleich zu Portugal sehr hoch.

Wir haben 57,50 Euro zu zahlen und geben 5 Euro Trinkgeld. Davon konnten wir in Portugal zweimal Essen gehen. Aber egal, es war unser erstes Essen für den Tag und sparen müssen wir nicht. Was uns der nette Kellner nicht gesagt hat: Es gab auch ein tolles Pilgermenü mit 3 Gängen, Getränke und Kaffee – für 15 Euro pro Person.

Erkenntnis des Tages: Man muss nicht jeden Umweg gehen!

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