Reisebericht Camino Portugues da Costa – Unser Jakobsweg, Tag 10

30.08.2019: Tag 10, unsere achte Etappe von Vigo nach Redondela.

Wir gehen frühstücken. Der Frühstücksraum ist so kalt, das Frühstück mehr als mäßig. Also, 4* Hotels sind nicht unbedingt der Bringer hier.

Nach einem kleinen Snack gehen wir in die Stadt. Schuhe kaufen … 🙂

Das Personal in den Sportläden ist weitaus schlechter als wir gedacht hätten. Da reden wir von Servicewüste Deutschland, aber so schlechte Verkäufer und Verkäuferinnen haben wir in Deutschland in den Fachabteilungen nicht. Wir wollen Laufschuhe kaufen. Im ersten Laden schicken sie uns weg mit der Begründung sie würden keine Laufschuhe verkaufen. Ich sehe auf Anhieb 10 Paar in der Auslage … Ingo ist von deren Art genervt und will weiter. Im nächsten Geschäft sucht Ingo sich rote Adidas Laufschuhe aus, bittet die Verkäuferin um Größe 44, sie verschwindet, kommt nach 5 Minuten wieder, gibt Ingo einen Schuh und holt dann einen Lappen um in einer anderen Ecke den Spiegel zu putzen. Ob der Schuh passt oder nicht, interessiert sie nicht. 44 ist aber zu klein, den hätten wir dann gerne noch mal mindestens eine Nummer größer. Gleiche Prozedur – genervt läuft sie ins Lager, holt den Schuhkarton, gibt Ingo wieder nur den linken Schuh und verschwindet. Der passt auch nicht. Sie noch einmal anzusprechen haben wir jetzt auch keine Lust mehr. In Deutschland kenne ich das anders, wenn ich Interesse an so einem Schuh zeige, dann weicht der Verkäufer einem nicht von der Seite. Hier hatte man das Gefühl, dass man einfach mit seiner bloßen Anwesenheit schon stört. Also gehen wir – interessiert eh keinen, ob wir da sind und was kaufen wollen oder nicht. Das war dann wohl der Wink vom Universum, dass es keine neuen Schuhe für Ingo auf diesem Weg geben soll. Wir beschließen in die nächste Farmazia zu gehen und holen neue Einlagen 🙂 Die Zweiten. Diesmal aber keine weichen aus Gel, sondern feste.

Ich hoffe, die sind es. Ingo jammert zwar nicht, aber wenn ich weiß, dass er nicht richtig laufen kann, weil ständig eine Sohle schief hängt, dann hab ich ein schlechtes Gewissen. Er läuft, weil ich hier sein will.

Aber es tut uns beiden gut 🙂 Es sind jeden Tag so viele Eindrücke …

Wahrzeichen …

Wechselnde Landschaften …

Bäume und Blumen …

Fische im (Ãœber-)Fluss.

Das Leben reduziert sich auf laufen, essen, trinken und schlafen.

Wir freuen uns auf ein Bier, darauf, die Schuhe auszuziehen und die Beine hochzulegen …

Die Drohne steigen zu lassen und die Umgebung aus der Vogelperspektive zu betrachten …

Oder einfach im Bett zu liegen oder Grimassen zu schneiden.

Gerade bekomme ich über Ingos Handy (ich haben meine mobilen Daten ausgeschaltet) ein Video von meiner Tochter. Mein Enkel kann sich jetzt von der Bauchlage ins Sitzen hochschieben. Ich sehe das Video und fange an zu heulen. Jetzt erst merke ich, wie sehr ich alle vermisse. Vorher hatte ich noch gedacht: Ich sitze hier, nur bei mir, es gibt nichts links und rechts. Keine Gedanken, keine schlechten Gefühle. Das Wasser strahlt seine Energie aus …

Ich frage mich, was bringt mir/uns der Jakobsweg?
Im Moment weiß ich es noch nicht.
Ich ruhe in mir selbst, ein Gefühl das ich so noch nie hatte. Keine Gedanken, keine Gefühle, außer dass die Füße und die Knie schmerzen. Wir sitzen hier und es geht uns gut. Was braucht man mehr?

Ein Gedanke Richtung Heimat -> ich hab euch lieb 🙂 danke für das schöne Video 🙂

Erkenntnis des Tages: Wir zwei gehen gemeinsam durch das Hier und Jetzt!

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