Reisebericht Camino Portugues da Costa – Unser Jakobsweg, Tag 14

03.09.2019: Tag 14, unsere zwölfte und letzte Etappe von Padron Santiago de Compostela 🙂

Santiago – bald sind wir da! Wir sind voller Erwartungen wie es dort sein wird. Sind da viele Pilger heute? Wie wird das Gefühl sein, dort anzukommen?

Ich frage mich, ob der Weg bei mir was verändert hat oder noch verändern wird. Momentan fühlt es sich nicht so an.

Los geht´s 🙂 18 Kilometer lt. Google Maps …..am Ende sind es wieder knapp 24 Kilometer.

Die letzte Etappe verlangt noch einmal alles von uns. Es ist der heißeste Tag unserer Reise. Es geht kaum ein Wind und es sind über 32 Grad. Es geht oft bergauf und bergab, so dass Ingo schon meint er wäre doch keine Bergziege.

Mittags machen wir eine Pause und wollen etwas essen. Das auf der App angezeigte Restaurant ist nicht mehr geöffnet, dafür auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Anderes. Die Bedienung macht sich gar nicht erst die Mühe rauszukommen. Wir holen drinnen die Getränke und die Karte. Ingo geht rein zum Bestellen. Da hätten wir schon gehen sollen, denn das Essen war das wohl Schlechteste des ganzen Weges. Da waren wir am Vortag echt verwöhnt worden. Nun ja, macht nix, weiter geht´s.

Nach ca. einer Stunde machen wir wieder Rast, es ist einfach zu warm um längere Etappen am Stück ohne Pause zu laufen. Hier sitzen wir etwas schöner, werden bedient und bekommen sogar einen warmen Kichererbseneintopf als Beilage zum Bier 🙂

Wir genießen die Pause und dann ab, wieder zurück auf den Weg. Die Taverne war 40 Meter oberhalb des Caminos, also alles gut zu erreichen und keine Umwege!

Bald müssten wir doch Santiago sehen können und so ist es auch! Da wir immer wieder bergauf laufen, können wir bald, oben angekommen, Santiago und die Türme der Kathedrale von weitem sehen.

Was für ein Moment! Jetzt hält uns nichts mehr von unserem Erfolg ab.

Noch einmal eine kleine Getränkepause am Weg. Ein kleiner Kiosk mit Getränken und Sitzgelegenheit 🙂

Es sind noch über acht Kilometer und bei der Hitze sind mehr Pausen nötig. Besonders ich merke heute die Hitze enorm.

Im letzten Vorort vor Santiago, vier Kilometer vor unserem Ziel, machen wir zum letzten Mal Rast. Wir sitzen im Schatten, nebenan ein Freibad. Das wäre jetzt eine gute Abkühlung. Aber ein kühles Getränk tut´s auch 🙂

Die Euphorie steigt.
Als wir weiter wollen, treffen wir eine Pilgerin, die uns fragt, wo es hier eine Herberge gibt?? „Es sind doch nur noch vier Kilometer bis zur Kathedrale“, sagen wir. „Nein, sie sein in Padron gestartet, wäre genug für heute“, sie will morgen nach Santiago.

Bei der Frage nach einer Herberge können wir natürlich nicht behilflich sein. Geben ihr den Rat doch mal in dem Restaurant aus dem wir gerade gekommen sind zu fragen.

Jetzt laufen wir immer mehr an der Straße entlang, laufen unter einer Schnellstraße durch …

… und irgendwann, nach einem letzten längeren Anstieg erreichen wir Santiago.

Der Verkehr nimmt zu und links und rechts säumen Geschäfte die Straße.

Pilger? Keine Spur!
Nach einer Weile sehen wir auf der anderen Straßenseite drei Pilger laufen – mehr nicht.

Wo sind die beschriebenen “Pilgerströme”? Oder sind wir einfach nur zu spät dran? Die innere Spannung steigt, man sieht die Kathedrale noch nicht.

Und dann, endlich!
Wir laufen um die Ecke und stehen direkt vor den großen Stufen der Kathedrale.

Wir gehen die Treppe rauf … WIR haben es geschafft!
Um die Kathedrale herum, irgendwo müssen doch noch mehr Pilger sein.

Tränen kommen vor lauter Glück. Was ist das für ein erhabenes Glücksgefühl.
WIR haben es geschafft!

WIR sind den gesamten Weg zusammen gelaufen, in völliger Einigkeit und Harmonie.
So ein wahnsinniges Erlebnis, so eine große Anstrengung, so ein Glücksgefühl.

Und dann erreichen wir den großen Platz direkt vor der Kathedrale.
Hier sitzen die Pilger.
Schuhe aus.
Manche werfen Ihre Rucksäcke in die Luft.
Alle Lachen.
Fröhlichkeit und gute Laune beherrschen denn Platz.

Was für eine positive Energie hier in der Luft liegt.
Ein gigantisches Gefühl – man gehört dazu.
Man ist einer in der Menge der sich freut.
Kein Tourist. Sondern ein Pilger, der die letzten Tage, Wochen unterwegs war.
Viele Anstrengungen und Schmerzen auf sich genommen hat, um jetzt hier zu stehen.
Vor der Kathedrale in Santiago de Compostela.

Wir fragen im Museum nach, wo es zum Pilgerbüro geht.
Ein Mann zeigt uns den Weg, aber auf dem Weg dorthin sagen wir uns …“Nein, wir holen uns eine Flasche Wein und Wasser und gehen zurück zum Platz. Erst einmal das Ankommen genießen!”

Gesagt, getan. Und das ist einfach unbeschreiblich. Wir strahlen beide. Glücklich, es geschafft zu haben. Immer wieder klatschen wir uns ab, strahlen: “WIR haben es geschafft“! 🙂

Ich habe mir einen Lebenstraum erfüllt!
Einmal den Jakobsweg gehen.

Und Ingo ist „MEIN HELD“! Er sagt jedem, er war nur Begleiter, eine sportliche Herausforderung. Am Anfang vielleicht, aber während der Etappen?
Ein unvergessliches Erlebnis und eine besondere Herausforderung, die wieder gezeigt hat: WIR  sind ein geniales Team – in jeder Hinsicht 🙂 Aufgeben gibt’s nicht 🙂

Wir genießen unsere Glückseligkeit, stoßen auf unseren Erfolg an. Weit über 360 Kilometer sind wir insgesamt gelaufen. Die Etappen waren alleine 280 Kilometer.

Wir kommen mit zwei Fahrradpilgern aus Deutschland ins Gespräch. Bieten einen Wein an und stoßen auf uns alle an. Sie sind den Camino France mit dem Rad in 12 Tagen gefahren und auch heute angekommen.
Sascha und Claudia.

Es war toll sich mit ihnen zu unterhalten, Erlebtes auszutauschen und Erfahrungen zu teilen. Davon hätte ich gerne mehr gehabt. Sie sagen uns, wo das Pilgerbüro genau ist und verabschieden sich dann. Sie fahren morgen weiter nach Fenisterre, noch zwei Tage mit dem Rad.

Wir planen mit dem Bus morgen dorthin zu fahren 🙂

Nachdem wir den Wein getrunken haben, holen wir unsere Compostellas ab und unsere gemeinsame Entfernungsurkunde.

Danach ins Hotel, es liegt recht zentral, wir müssen nicht weit laufen…. Gut gebucht 🙂

Wir checken ein, duschen und dann ab Richtung Kathedrale 🙂

Es gibt für uns nur einen würdigen Platz an diesem Abend.
Direkt im Restaurant neben der Kathedrale. Ingo möchte ein gutes Stück Fleisch essen. Die Preise sind uns heute egal, also gehen wir genau dorthin. Der Blick ist gigantisch: Direkt auf die angestrahlte Kathedrale.

Prost 🙂

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