Reisebericht Camino Portugues da Costa – Unser Jakobsweg, Tag 12

01.09.2019: Tag 12, unsere zehnte Etappe von Pontevedra nach Calas de Reis.

Schon nach ein paar hundert Metern laufen uns die „Gelackten“ (ihr erinnert Euch?) über den Weg. Wie gewohnt ohne jeglichen Gruß. Dann halt nicht 🙂

Heute haben wir eine längere Tour vor uns.
Wir beschließen, nicht im Hotel zu frühstücken, sondern im Ort. Ein Fehler wie sich herausstellen wird. Ich wollte eigentlich da sitzen, wo wir gestern Abend waren. Auf dem Platz scheint auch herrlich die Sonne und es sitzen auch schon einige dort und trinken Kaffee. Ingo fragt, ob wir nicht etwas weiter laufen wollen, da muss ja noch viel mehr kommen. Weiter im Ort waren wir ja gestern gar nicht mehr. Warum nicht?
ABER: Da kam nichts mehr. Alle Restaurantssind noch geschlossen, weit und breit kein Café oder ein Geschäft wo man hätte Getränke kaufen können.
Super! Da haben wir uns mal wieder selber reingelegt 🙁

Unser erstes Getränk bekommen wir nach sieben Kilometern an einem Getränkeautomat. Eine Limo und ein Wasser als Reserve. Die erste Bar erreichen wir nach elf Kilometern. Jetzt haben wir Hunger und Durst. Ich nehme einen Cheeseburger und Ingo ein spanisches Omelett, dazu 2 Bier (Pilgerbier aus Santiago) :-).

Das Essen schmeckt super, die Pause tut gut. Meine Beine tun weh, die Knie und die Füße … Kann mich vielleicht jemand weiter tragen – der da vielleicht?

Heute ist es kein Vergnügen zu laufen. Und wir haben noch über zwölf Kilometer vor uns 🙁 Die Strecke ist aber, wie immer, sehr schön.

Heute begegnen wir immer wieder anderen Pilgern…die jüngeren grüßen einfach nicht. Ich frage mich, ob „sprich nicht mit uns” auf unserer Stirn steht? Vielleicht sind wir denen auch einfach nur zu alt oder sie haben Angst, dass wir getragen werden wollen. Der Gedanke gefällt mir … einfach nur getragen werden. Sie müssen gar nicht mit mir sprechen 🙂

Nach sechs Kilometern kommt eine weitere Cafeteria. Endlich. Meine Füße tun heute echt weh. Hier sitzen unsere “Gelackten“, wieder in schneeweißen T-Shirts und wie aus dem Ei gepellt. Wir frotzeln, ob sie eventuell gefahren werden. Denen sieht man nicht an, dass sie auch nur einen Kilometer gelaufen sind.

Eine Pilgerin mit grünem Rucksack haben wir heute schon mehrfach gesehen. Wir überholen uns immer wieder gegenseitig. Von ihr kommt ein Lächeln und der Hinweis, wir sehen uns ja gleich wieder, als wir uns wieder aufraffen. So hatten wir uns das eigentlich vorgestellt. Viele Gespräche? Fehlanzeige. Die meisten laufen wie ferngesteuert. Viele Pärchen sind unterwegs, genau wie wir.

Wir laufen weiter und nach etwa drei Kilometern kommt nochmal eine Bar. Wir halten an, denn wir sind echt früh dran und haben nur noch drei Kilometer bis zum Hotel.
Das Hotel ist super. Im Garten ein Pool mit 34 Grad Wassertemperatur. Regenerationsschwimmen 🙂 Das ist der Hammer.

Es gibt auch einen Massageservice. Das gönne ich mir heute für meine müden, schmerzenden Beine. Termin für 18 Uhr für 19,80 EUR. Zeit um noch eine Runde in den Pool zu gehen. Das warme (eher heiße) Wasser tut richtig gut. Hier sind Familien mit Kindern im Wasser, also für Schwimmspiele ist das Wasser echt zu heiß. Aber egal, wir wollen ja nur entspannen und dafür ist echt toll.

Um 18 Uhr gehe ich in den Spa-Bereich. Erst einmal heiß-kalte Dusche für die Beine, dann geht die Massage los. Erst die vordere Seite der Beine und dann rumdrehen und die Waden sind dran. Tut das weh … Nach einer halben Stunde ist die Beinmassage abgeschlossen. Laufen geht jetzt wieder besser. Ich gehe duschen und ziehe mich warm an. Mir ist kalt von dem vielen Kühlgel und Spray bei der Massage.

Ingo wartet im Garten auf mich. Wir beschließen ein bisschen die Gegend zu erkunden. Ich kann das ja jetzt wieder 🙂 Bin ich froh, dass ich zur Massage gegangen bin!
Hier gibt es viel und schöne Gegend 🙂

Wir setzen uns auf der anderen Seite des Flusses, gegenüber unseres Hotels, in eine Taverne. Mein erster Kaffee des Tages 🙂 Dazu leckeren Rotwein. Ich nutze die Zeit und schreibe das Erlebte von heute auf und da wir erst ab halb neun in unserem Hotel essen können, bleiben wir hier noch ein wenig sitzen und genießen den Abend.

Erkenntnis des Tages: Achte auf deine eigenen Bedürfnisse!

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