Reisebericht Camino Portugues da Costa – Unser Jakobsweg, letzter Tag

04.09.2019: Tag 15, Santiago de Compostela.

Das Steak gestern Abend war ganz und gar nicht medium, sondern fast roh. Das wurde mir zum Verhängnis: Magenkrämpfe, Erbrechen und später Fieber – eine Lebensmittelvergiftung par Excellence 🙁
Ich liege den kompletten Mittwoch mehr oder weniger flach. Das ist echt ärgerlich! Zweimal gehe ich kurz mit Ingo zur Kathedrale.

Ich wollte zur Pilgermesse, aber die Kathedrale ist draußen zu einem großen Teil und innen fast komplett voller Gerüste und abgehangen.

Der große Weihrauchkessel ist abgehangen, man kann nur erahnen wie es eigentlich aussieht.

Eine komplette Messe von 40 Minuten würde ich jetzt eh nicht durchhalten, ich zünde Kerzen an.

Und dann gehen wir wieder zurück zum Hotel.
Gegen 15 Uhr laufen wir nochmal hin. Dieses Mal treffen wir Florian wieder. Er ist gerade mit Alex angekommen. Wir freuen uns gemeinsam, machen ein paar Fotos. Dann lassen wir die Neuangekommenen in Ruhe und setzen und wieder an einen der Pfeiler und schauen einfach dem Treiben auf dem Platz zu.

Und wieder … der Platz ist voller lachender Menschen, Freudentränen, Kunststücke werden als Pose vor der Kathedrale gemacht.

Und einmal an Kilometer Null vor der Kathedrale stehen 🙂

Hier könnte man stundenlang sitzen. Doch ich muss mich wieder hinlegen, es geht jetzt gar nicht mehr. Leider meine/unsere letzten Eindrücke vor Ort.

Ingo geht abends noch mal kurz einkaufen, lässt mich aber nicht gerne alleine, da ich nun auch hohes Fieber habe. Danke MEIN HELD. Es tut mir so leid, aber ich kann nicht mehr aufstehen. Fieber und Übelkeit halten mich im Bett.

Am nächsten Morgen geht es besser, dass Fieber ist weg und die Übelkeit auch. Gut so, wir haben zweieinhalb Stunden Busfahrt nach Porto und anschließend noch zwieeinhalb Stunden Flug vor uns .

Wir essen das schlechteste Frühstück der Etappe.
Mir egal, da ich eh nichts esse. Packen unsere Sachen ein letztes Mal in den Rucksack, checken aus und nehmen ein Taxi zur Busstation. Laufen kann und will ich das nicht. Ich habe immer noch Magenkrämpfe (die Tabletten wirken nur bedingt).

Auf dem Weg zur Busstation zeigt uns der Fahrer, dass aus der Richtung in die wir fahren die Pilger vom Camino France kommen. Und hier laufen Sie wirklich in Scharen ein, wir haben erst kurz nach elf Uhr morgens.

An der Busstation haben wir noch ein wenig Aufenthalt, aber lieber etwas zu früh.

Die Busfahrt verläuft ohne Probleme…. Ein kurzer Stop in Vigo.

Wieder in Porto.
Die Stadt ist echt riesig. Wir erinnern uns, als wir durch den nicht enden wollenden Hafen gelaufen sind. Gerade mal eine gute Woche ist das her. Es kommt uns viel länger vor. Der Bus ist schnell, warum auch immer, auf jeden Fall kommen wir schon um kurz nach 14 Uhr am Flughafen an. Wir laufen durch das Gebäude und beschließen, noch etwas draußen vor der Abflughalle an der frischen Luft zu sitzen.

Das ist echt interessant. Wir beobachten, wie alle schnell angefahren kommen, Menschen und Gepäck raus aus den Autos. Wir sitzen einfach nur da und schauen dem treiben stumm zu 🙂

Ein Mann mit Hund versperrt den kompletten Bürgersteig. Erstmal soll der Hund noch mal pinkeln… Also macht er das gegen die Steinbank, genau auf so einer sitzen wir. Wir schauen uns an, muss das sein? Aber der Knaller kommt 15 Minuten später, diesmal zwei Männer mit Hund. Der Hund pinkelt direkt neben mir an die Bank. Ich beschwere mich und spreche Sie an, sie würdigen uns keines Blickes, geben dem Hund einfach mehr Leine, damit er in Ruhe zu Ende pinkeln kann. Diese Gleichgültigkeit finde ich erschreckend. Es setzt sich fort, was ich unterwegs immer wieder gefühlt habe. Die Achtung gegenüber anderen fehlte oft.

Ingo steht auf, da möchte er jetzt nicht mehr sitzen. Ich bleibe noch ein paar Minuten sitzen und beobachte einen älteren Mann, der die Mülltonne durchsucht. Ich habe noch eine volle Flasche Cola in meinem Rucksack. Die kann ich eh nicht mit rein nehmen. Hole Sie raus und halte sie ihm hin. Er lächelt freundlich und geht weiter. Ich habe auch noch eine volle Chipstüte, wir beschließen ihm auch diese zu geben. Wir brauchen sie nicht und im Rucksack ist kein Platz dafür. Ich laufe zu ihm und gebe sie ihm. Drinnen überlegen wir dann, dass wir ihm auch die volle Wasserflasche (1,5l) hätten geben können. Ingo nimmt sie und schaut wo der Mann ist. Er nimmt sie freudestrahlend an und wirft dafür die aus dem Müll gekramten, angebrochenen Flaschen wieder weg. Ein letzter Blick mit einem Lächeln in meine Richtung.

Jetzt können wir einchecken. Die Kontrolle? Ingo muss die Sonnencreme abgeben. Ich vergesse meine Kultursachen im Rucksack und hole sie gar nicht erst raus….interessiert gar keinen, obwohl Ingo und ich in der gleichen Reihe hintereinander stehen.

Die Schere in Ingos Beutel mit den Flüssigkeiten bleibt auch unbeachtet….Hauptsache wir mussten die Reste unserer Sonnencreme wegschmeißen 🙂

Der Flug verläuft planmäßig, wir fliegen sogar nur knapp zweieinhalb Stunden und landen schon um 21:35 Uhr in Köln/Bonn.

Wir werden abgeholt. Wieder zu Hause.
Wir packen alles aus und direkt weg. Trinken einen Schluck Wein und gehen dann ins Bett. Wie schön wieder zu Hause zu sein.

Danke Ingo, alleine wäre ich diesen Weg nie gegangen 🙂
Erkenntnis der Reise: Manche Dinge muss man einfach tun!

Buen camino!

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