Reisebericht Camino Portugues da Costa – Unser Jakobsweg, Tag 9

29.08.2019: Tag 9, unsere siebte Etappe von Sabaris nach Vigo.

Wir gehen frisch gestärkt in Sabaris los auf unsere siebte Etappe nach Vigo. Kurz darauf kommt uns das „aus dem Ei gepellte“ Sportlerpärchen entgegen. Wir begegnen uns so oft, wie wir keinem anderen Pilger begegnen, aber sie grüßen eigentlich nie. Ab sofort haben Sie den Spitznamen „die Gelackten”.

Das erste Mal haben Sie uns nach der Fähre überholt. Sportlich, schnell, mit schneeweißen T-Shirts und kleinen Minirucksäcken unterwegs. Sie haben auch im gleichen Hotel geschlafen wie wir, kamen nach uns ins Restaurant, saßen am Tisch neben uns aber irgendwas stand scheinbar auf unserer Stirn. Etwa: “Nicht ansprechen”. Oder so. Keiner von beiden würdigte uns eines Blickes, von einem Pilgergruß ganz zu schweigen. Wir sehen Sie täglich mehrmals, die einzigen, denen wir immer wieder begegnen. Und sowas von ignorant!

Wir laufen an der Straße direkt am Strand entlang. Dennoch immer das Meer im Blick. Wir wollen zusehen, dass wir nicht zu viele „Pfeil-Umwege“ laufen. Und solange wir das Meer auf der linken Seite haben, stimmt auch die Richtung 🙂

Nach sechs Kilometern machen wir in einer Bar mit sehr schöner Terrasse am Strand unsere erste Pause.

Heute mal Limonade 🙂 War doch etwas viel Wein gestern. Nach einer halben Stunde geht es weiter, wir haben ja noch einige Kilometer vor uns.

Über die Camino Tool App suche ich ein Restaurant für unsere nächste Rast in ca. fünf Kilometern. Dort angekommen sitzen unsere zwei “Gelackten“ im gleichen Lokal und grüßen nicht. Es sind noch 2 weitere Pilgerinnen in dem Lokal, aber auch die zwei jungen Frauen grüßen nicht. Die bekommen den Mund gar nicht auf. Kein Buen Camino, nichts. Ich finde das sehr komisch. Sollten die Pilger sich nicht untereinander grüßen oder mal Smalltalk halten? Wir grüßen jedenfalls, an uns soll´s nicht liegen 🙂

Smalltalk, bzw. Kommunikation mit anderen Pilgern haben wir sehr wenig. Vielleicht weil wir nicht in den Herbergen unterwegs sind. Aber man trifft ja schon hin und wieder andere Pilger. Wir freuen uns schon, wenn sie zumindest den Gruß erwidern.

Der Kellner im Strandrestaurant ist total langsam und unfreundlich. Nach 15 Minuten haben wir immer noch nichts zu trinken und unser Essen auch noch nicht bestellt.

Wir entscheiden uns für Tomate-Mozzarella, die dann auch mit Brot kommt. Die Hauptgerichte kommen nicht zusammen. Ingo hat bereits sein Essen komplett gegessen, als mein Steak kommt.

Ingo hatte Rührei mit Kartoffeln und Chorizzo bestellt. Gekommen sind Pommes mit zwei Spiegeleiern drauf. Mein Steak ist komplett roh, ich gebe es zurück. Als es etwas durchgebratener wieder zurück kommt, sind die Pommes auf dem Teller eiskalt. Willkommen in Spanien. Da war das Essen in Portugal doch um einiges besser und die Leute wesentlich freundlicher.

Das angepriesene Pilgermenü auf der Tafel und auf der Speisekarte gab es laut dem Kellner heute nicht? Er hat sich wirklich Mühe gegeben, kein Trinkgeld zu bekommen!

Um nicht die letzten zehn Kilometer die noch vor uns liegen in einem Stück zu laufen, machen wir Rast am Strand. Total schön dort, …

… wenn man nicht auf den überfüllten Strandabschnitt schaut.

Unser “Pilger-Navi” sagt noch sechs Kilometer, die werden bestimmt lang 🙂 Denn heute ist es sehr heiß.

Wir erreichen Vigo, gehen durch die Hafenanlagen.

Laut und hässlich ist es hier und der Weg zieht sich unendlich lang hin.

Kurz vor fünf Uhr kommen wir im Hotel an. Es gibt einen Wäscheservice (hier hätten wir vorab mal nach dem Preis Fragen sollen, wir bezahlen das 4-fache von dem was wir in Portugal für die gleiche Wäsche gezahlt haben und die wurde dazu noch gebügelt). Also hoch ins Zimmer und die Klamotten ausziehen. Duschen und dann hoch auf die Dachterrasse mit Pool :-). Von hier aus hat man einen wundervollen Blick auf die Stadt.

Der Pool ist winzig – ich gehe da jetzt doch nicht mehr rein.
Wir bekommen einen Tisch und trinken erst einmal zwei Bitterlemon und dann jeder ein Bier. Stärkung für den Stadtbummel. Ingo ist total müde, aber er sagt es nicht 🙂 Der Mann an der Rezeption will uns unbedingt zeigen, wo wir überall hingehen sollten und malt wild im Stadtplan herum, den er uns mitgibt. Es zeigt sich, dass er uns wirklich die schönen und guten Locations eingezeichnet hat. Seine Empfehlungen sind echt toll.

Überdies eine riesige Einkaufsstraße, viele Sportläden mit neuen Laufschuhen, aber Ingo winkt nur ab. Er hat keine Lust Schuhe zu probieren. Das Thema nervt, da ich weiß, dass er in seinen Schuhen mit den neuen Einlagen nicht gut laufen kann. „Wir können morgen früh gucken“, lautet seine Antwort. Also lassen wir die Schuhgeschäfte hinter uns und gehen dahin, wo was los ist. Diverse Plätze, überall sitzen Menschen, trinken etwas oder essen Tapas.

Ein Tisch wird frei, wir nutzen die Chance, der Kellner ist super. Aber leider gibt es hier nur Steaks (wir sitzen vor einem Steakhaus), wir möchten aber lieber Tapas. Also trinken wir aus und gehen weiter. Wir gehen in eine Tapasbar auf dem anderen Platz, wo wir vorhin vorbei gelaufen sind und das Essen so gut aussah. Wir gehen rein, gleich wird es kalt. Und drinnen ist es tatsächlich – billiger?!? Komisch, aber okay.

Auch hier ist die Bedienung auf Zack, bringt uns Wein und die Menü Karten. Wir nehmen Hähnchen, Scampis, Tomate Mozzarella mit Oliven und Brot. Alles super lecker. Ingo nimmt noch einen Expresso und dann sind wir satt und müde 🙂

Zum Hotel ist es nicht so weit. Eigentlich wollten wir ins Bett, aber die Bar im Foyer lächelt uns an. Die Bedienung in der Bar rät uns, doch nach oben in den 9. Stock zur Dachterrasse zu fahren. Sie hat recht, der Blick auf die Stadt im Dunkeln von oben ist grandios.

Wir trinken einen super leckeren Rioja und bekommen noch zwei Fischsuppen als Beilage dazu (ich bin satt – Ingo kann immer essen :-))

Wir genießen beide die Ruhe. Sehen in unseren Handys nach, was auf der Welt los ist und lassen die Ruhe, hier weit oben über der Stadt, auf uns wirken. Das ist ein sehr schöner Abschluss des Tages.

Wir gehen aufs Zimmer, Ingo will noch am iPad arbeiten. Er will den Blog für den Shop nun mal einstellen, dass hat in der Vergangenheit entweder aus Zeitgründen nicht gepasst oder weil die Internetverbindung zu schlecht war. Ich gehe ins Bett, lese noch kurz und schlafe dann selig ein. Wir stellen keinen Wecker, wir bzw. ich werde schon wach :-).

Um acht Uhr stelle ich den Wecker dann doch auf neun Uhr, da ich noch total müde bin, allerdings tun mir meine Beine weh, die Knie und auch die Fußsohlen schmerzen. Das hatte ich bisher in dem Ausmaß noch nicht. Ich bin gespannt auf den nächsten Tag. Bei mir lief es die letzten beiden Tage echt super. Kaum Schmerzen beim Laufen, jetzt kommen sie anscheinend zurück 🙁

Erkenntnis des Tages: Zu müde für neue Erkenntnisse.

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