Reisebericht Camino Portugues da Costa – Unser Jakobsweg, Tag 3

23.08.2019: Tag 3, unsere erste Etappe von Porto nach Vila de Conde.

Wir haben gut geschlafen und starten um 10.50 Uhr voll motiviert zu unserer ersten Etappe von Porto nach Vila do Conde. We´re in the race!

Diese erste Etappe ist gleichzeitig auch die längste Etappe unseres Pilgerwegs. Da wir in den letzten zwei Tagen in Oporto schon mehrfach zu Fuß die Strecke vom Hotel bis zum Strand gelaufen sind, nehmen wir für die ersten 4 Kilometer den Hop-On-Bus (Hop on). Unsere Tickets von gestern sind noch gültig.

Geplant war die Fahrt der ersten Kilometer mit der Elektro-Bahn, aber die fährt hier nicht lang und einen Umweg ersparen wir uns, denn laufen müssen wir ab jetzt ja noch genug. 🙂

Wir haben, wie so oft, Glück und kurz nachdem wir die Haltestelle erreichen, kommt ein Bus. Am Strand angekommen laufen wir los: Unser Jakobsweg beginnt! Wir haben 11:20 Uhr. Unterwegs treffen wir auf eine blinde junge Niederländerin mit Hund.

Wir haben Sie am Tag vorher schon am Fluss gesehen, als wir dort gegessen haben (ihr erinnert Euch an die “Grill”-Wurst ;-). Auch Sie ist unterwegs nach Santiago. Wir kommen ins Gespräch und es ist für uns absolut irre, wie sie, zusammen mit ihrem Hund, zielstrebig und schnell durch das Gewimmel der Stadt findet. Ihren Namen wissen wir leider nicht.

Von sich selbst sagt sie nicht, dass sie blind ist, sondern dass sie nicht sehen kann. Und das in einem sehr selbstverständlichem Ton.

Wir helfen ihr ein paar Mal. Zumindest meinen wir, dass wir ihr helfen. Sie lehnt nicht ab, wäre aber ohne uns ebenso klar gekommen. Zusammen mit ihr und ihrem Hund gehen wir zur Tourist-Info am Strand und holen uns unseren ersten richtigen Stempel für unseren Pilgerausweis ab. Die Stempel gibt es nahezu überall. In Tourist-Infos, Kirchen, Einkaufsläden, Supermärkten, Cafes, Bäckereien, Kneipen, Restaurants und sogar mitten im Wald bei „mobilen Getränkestationen“, wie wir noch erfahren werden.

Nach einer Weile sollte es in Porto, in der Nähe des Hafens, laut Reiseführer eigentlich durch einen Park gehen. Hier wird aber gerade für eine „Kirmes“ aufgebaut und der Park ist gesperrt. Also einmal außen rum laufen.

Auf der Brücke verlieren wir die junge Frau mit Hund dann, als Sie über die Treppen die Brücke verlässt. Eine Abkürzung, die wir nicht nehmen.

Leider haben wir Sie danach nicht mehr gesehen. Schade, es wäre sicher interessant gewesen, sich mit ihr auszutauschen und zu erfahren, wie sie den Weg erfährt.

Nachdem wir die Hafenanlagen hinter uns gelassen haben, laufen wir bei bestem Wetter und frischem Wind immer am Strand entlang. Viel Strand, viele Menschen.

Wenn man weit blicken kann, zieht sich der Weg besonders 🙂 Wir sind nun schon eine geraume Zeit unterwegs und haben den Eindruck, nicht so recht vorwärts zu kommen. Immer noch sehen wir hinter uns Porto zum Greifen nah.  

Aber der Blick auf die Smartwatch beruhigt uns, wir sind doch recht zügig unterwegs.
Eine traumhaft schöne Küstenlandschaft säumt unseren Weg.

Links schöne Küste, rechts eine riesige Raffinerie, an der wir gefühlt eine Ewigkeit vorbei laufen.

Dann beginnen sie, die Holzstege.
Schier endlos, werden sie uns von jetzt an einen Gutteil unseres Weges begleiten.

Vorbei an Nebelbänken geradewegs auf den Obelisken zu. Der „Obeliso da Memoria“ am Strand von Praia da Memória taucht beim Näherkommen aus dem Dunst auf. Fast wie im Film. Er wurde zur Erinnerung an die hier erfolgte Landung der Armee des liberalen Königs D. Pedro IV (zugleich Kaiser von Brasilien) im Miguelistenkrieg errichtet (1832, jaja, ich hab´s gegoogelt :-).

Wir wollen eine Pause einlegen, aber es kommt nichts. Lange nichts. Kein Restaurant, kein Laden, nichts. Unser  Ziel, nicht vor der Hälfte der Kilometer des Tages Pause zu machen, haben wir erreicht. Aber wir sind weit über der Hälfte, hmm …  
Um 14:30 Uhr kommen wir dann endlich in eine belebtere Gegend und das erste Fischrestaurant ist uns.

Wir warten etwas, bis uns ein Tisch zugeteilt wird. Das Warten lohnt sich. Damit wir die Speisekarte besser verstehen können setzen wir den Google Übersetzer ein. Die Übersetzung des Tages für heute lautet: „Toter Hund mit Soße“ 🙂

Wir nehmen gegrillte Sardinen und die Empfehlung des Kellners: Zwei Sorten Fisch, selbst gefangen (naja …). Es kommen drei  Fische, die sich nicht unterscheiden, auch nicht zu den Sardinen, außer dass sie ausgenommen sind. Denn die Sardinen werden hier „mit Haut und Haaren“ auf den Grill geworfen, ohne sie vorher auszunehmen. Aber lecker! Dazu noch grüne Soße aus Olivenöl, Zwiebel und Blattpetersilie. Und einen sehr gesprächigen Kellner, der uns in die Vorzüge der portugisischen Küche einzuweihen versucht.

Beim Verlassen des Restaurants treffen wir auf drei Mädels aus Koblenz. Sie sind auch heute losgegangen und wollen sich jetzt eine Herberge suchen. Sie machen große Augen, als wir sagen, dass wir noch nach Vila do Conde wollen.

Vorbei am Fischerhafen

Weiter über Stege, endlose Stege und rauhe Felslandschaften im Dunst.

Vorbei an schönen Bars (auch hier gibt es Stempel :-)) und hübschen Häusern.

Und immer wieder Holzstege soweit das Auge reicht durch eine sich immer wieder wandelnde Landschaft.

Der Weg zieht sich, langsam tun die Füße weh. Mir schmerzen am meisten meine Oberschenkel. SIND WIR BALD DA?

Jaaa! „Nur noch“ über die Brücke, links runter und dann NOCH (!) 600 Meter.
Nach 28 km am ersten Tag mit Rucksack können 600 Meter verdammt lang werden 🙂

Kurz vor unserem Hotel kommen wir an einem Marktplatz vorbei. Müll, soweit das Auge reicht. Überhaupt begleitet uns das Thema Müll während unseres ganzen Wegs durch Portugal.

Jepp! Wir sind da! Um 18.20 Uhr erreichen wir unser Hotel in Vila do Conde „A Princesa do Ave“. Ein kleines Haus mit einem sehr freundlichen Inhaber.

Nachdem wir die Formalitäten erledigt haben, fragen wir ihn, wo es ein kaltes Bier gibt und er schickt uns nach nebenan in eine Bäckerei mit Café. Wir nehmen sein Angebot, einfach rüber zu gehen und ihm unser Gepäck zu überlassen, dankend an. Er trägt sogar unsere Rucksäcke hoch aufs Zimmer. Danke!

Nachdem wir unser „Ankerbier“ getrunken haben, gehen wir auf unser Zimmer. Dort angekommen legt sich Ingo „kurz“ aufs Bett und bewegt sich von dort auch nicht mehr weg. Ich gehe duschen und wasche unsere Wäsche. Ob die trocken wird bis morgen? Draußen vor dem Fenster ist eine Wäscheleine. Aber aus dem Fenster raus ist es recht hoch. Da komme ich nicht mehr alleine rein. Also spanne ich die Leine im Bad auf. Trotz Elektroheizer trocknet es nicht gut. Ich google nach einem Waschsalon und sehe, dass 700 Meter entfernt einer ist.

Ingo schläft, laufen macht müde 🙂

Da wir erst so spät angekommen sind, haben wir beschlossen am nächsten Morgen früher zu starten. Wir stehen um kurz nach acht Uhr auf. Ich gehe erst einmal zum Waschsalon. Die ersten 2 Trockner gehen nicht an. Ich muss den großen nehmen. Super, 4,50 EUR statt 1,50 EUR für 15 Minuten Wäsche trocknen. Aber egal, Hauptsache unsere Wäsche ist trocken.

Danach zurück zum Hotel, Sachen packen und nach nebenan ins Café zum Frühstücken. Einen Kaffee und ein belegtes Brötchen (½Käse, ½ Marmelade) für mich und für Ingo einen Kaffee und einen kleinen … irgendwas. Kuchen? Undefinierbar, aber gut 🙂

Es schmeckt super, unser letztes Essen war ja auch am Tag vorher um 15 Uhr.

Als wir wieder zum Zimmer gehen, sehen wir, dass es vom Flur aus einen Zugang zur Wäscheleine gibt, direkt neben unserem Zimmer und zwei Zimmer weiter ist der Waschraum des Hotels. Wir hätten bestimmt auch hier die Waschmaschinen und den Trockner benutzen können, wenn wir gefragt hätten.

Erkenntnis des Tage: Öfter mal um Hilfe fragen!

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